Michel gestaltet „Kunstfenster“

Bürgerlabor, Hauptwachstraße

Michel gestaltet „Kunstfenster“ 

Eine Aktion des Kulturreferats mit dem Amt für Bürgerbeteiligung

Das „Bürgerlabor“ in der Hauptwachstraße wird zum „Kunstfenster“. Als erster Künstler präsentiert Thomas Michel bis 12.10. sein Werk Goethe-Eiche. „Die Goethe-Eiche ist eine Metapher für ein schleichendes Gift, das die heutigen demokratischen Gesellschaften bedroht. Demokratien sind fragile politische Systeme, die ohne den Schutz durch die gesellschaftliche Mitte nicht überlebensfähig sind. Zeitgenössische Kunst hat die Aufgabe, sich diesem Diskurs zu stellen und ihren kulturellen Beitrag zur Förderung von Toleranz und Aufklärung zu leisten.“

Thomas Michel wurde 1966 in Darmstadt geboren und lebt und arbeitet in Bamberg. Seit 2016 ist er Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler (BBK) Oberfranken. Sein künstlerischer Schwerpunkt liegt in den Bereichen Malerei, Plastik, Hydrographie und Design, seit 1991 nimmt er an Einzelausstellungen und Gruppenprojekten im In- und Ausland teil, darunter in Italien, Frankreich und Kuba, sowie an Kunstmessen in Berlin, Köln oder Frankfurt. Seit 1994 ist er als freischaffender Künstler und Designer für internationale Marken tätig. Von 1988 bis 1993 absolvierte er ein Studium an der FH München im Fachbereich Industrial Design mit dem Abschluss des Diploms. Parallel dazu betrieb er aus künstlerischer Überzeugung heraus ein autodidaktisches Studium der Malerei in einer Zeit, in der an den Akademien Konzeptkunst propagiert wurde und das Malen verpönt war.

Die Bilder von Thomas Michel stellen das menschliche Individuum ins Spannungsfeld zwischen humanitärer Krise, ökologischer Katastrophe und populistischer Manipulierung. Im Zentrum seiner Arbeit steht das menschliche Sehen und mit ihm die Wahrheit, die im Zeitalter der digitalen Bilderflut immer mehr verloren zu gehen drohen. Deshalb greift Thomas Michel immer wieder auf klassische Techniken und Medien zurück, wie z.B. Temperamalerei und die Öllasurmalerei der Renaissance, die er in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischen digitalen Medien in zeitkritische Bilder umsetzt. Quelle: thomas-michel-contemporary-art.de.

Den Anstoß für die Idee zu Kunst im Bürgerlabor gab das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia und seine Direktorin Nora-Eugenie Gomringer. Auf Suche nach einem Leerstand in der Innenstadt war sie im Gespräch mit Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar darauf gestoßen. Die Stipendiatin und Komponistin Petra Strahovnik (http://petrastrahovnik.eu) wird im Dezember drei Wochen im Bürgerlabor live komponieren. 

Den Anfang machen nun die Bildenden Künstler. Das Kunstfenster wird ab sofort angeboten. Bis Ende November darf, für jeweils eine Woche ein*e Künstler*in aus Bamberg das Fenster künstlerisch bestücken. Auf Thomas Michel folgen Judith Siedersberger, Sabrina Catowiez, Christa Hoppe, Nadja Rakowski, Micho Haller, Peter Schoppel und Christiane Toewe.

 

Thomas Michel, Goethe-Eiche, Öl auf Leinwand, 90 x 140 cm, 2020:

Goethe-Eiche ist eine Metapher für ein schleichendes Gift, das die heutigen demokratischen Gesellschaften bedroht. Hinter der idyllischen bürgerlichen Fassade offenbaren sich politische Abgründe, die demokratische Institutionen aushöhlen, Intoleranz und Ausgrenzung propagieren und am Ende die Gesellschaft spalten, bis es nur noch „Wir“ und „die Anderen“ gibt. Nationalismus, eine Verrohung der Sprache, sowie die Unterdrückung von Minderheiten und Andersdenkenden sind ein weltweit zu beobachtendes Phänomen, das demokratische Gesellschaften herausfordert. Demokratien sind fragile politische Systeme, die ohne den Schutz durch die gesellschaftliche Mitte nicht überlebensfähig sind. Zeitgenössische Kunst hat die Aufgabe, sich diesem Diskurs zu stellen und ihren kulturellen Beitrag zur Förderung von Toleranz und Aufklärung zu leisten.

„Acht Kilometer südlich von Weimar entfernt liegt ein Berg, Ettersberg genannt. Früher wuchs dort ein nicht allzu dichter Buchenwald. […] Mitten im Wald, fast auf dem Gipfel des Hügels, wuchs ein gewaltiger Eichenbaum – ein prächtiger Riese von mehreren hundert Jahren. Wenn man vor ihm stand, betört von der Schönheit seiner Proportionen und dem erhabenen Rhythmus seines jahrhundertelangen Lebens, dann verstand man, warum solche Eichen einst wie Götter verehrt wurden. […] Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts Weimar und das benachbarte Jena Mittelpunkte der deutschen Kultur waren, als dort Goethe und Schiller, Herder und Schelling, Fichte und Hufeland lebten und wirkten, war der Ettersberg mit seiner Eiche ein beliebtes Ziel für romantische Ausflüge. Am Fusse des Hügels steht bis heute das überaus schöne Schlösschen Ettersburg, in dem eine Zeitlang Frau von Stein, die Freundin Goethes, gewohnt hat. Unter dieser Eiche soll Goethe seine „Walpurgisnacht“ im „Faust“ geschrieben haben. […] In vielen deutschen Büchern aus jener Zeit finden sich Erwähnungen der Goethe-Eiche.

 

Im Jahre 1934 veränderte sich hier alles. Es muss wohl Mephistopheles selbst – der Liebhaber einer böswilligen Ironie – gewesen sein, der den Herrschern in Deutschland geraten hat, auf dem Ettersberg ein Konzentrationslager für ihre Gegner einzurichten. Man trieb Kommunisten und Juden, Zeugen Jehovas und katholische Priester zusammen und hiess sie den Wald roden. Es fielen Bäume, und es fielen Menschen. Man rodete bis auf die Wurzeln und riss die Erde auf. Auf dem wüsten, nackten, mit Blut getränkten Boden stellte man Baracken, stellte man Krematorien und Latrinen auf. Den rechteckigen Platz umzäunte man mit Stacheldraht, den man mit Strom auflud. Alle hundert Meter standen mit Maschinengewehren bewehrte Türme. Es begannen Patrouillen umzugehen, mit Hunden, die ebenso grimmig waren wie ihre Herren. Dem Lager gab man aber den Namen „Buchenwald“. Einzig die Goethe-Eiche hat der Satan verschonen lassen. Sie stand einsam in der Mitte des Lagers und schaute aufs Waschhaus, in dem die Qualen des Häftlings begannen, auf den Appellplatz, auf dem sie tagtäglich wiederholt wurden, und auf das Krematorium, in dem sie ihr Ende fanden. […] 

Im August 1944 führten die Amerikaner einen Luftangriff auf die Rüstungsfabriken und -Werkstätten durch, die sich in der Umgebung von Buchenwald befanden. […] Nur ein paar verirrte Brandbomben fielen zu uns herein. Ein Teil des Effektenmagazins im Lager brannte nieder, von dort griff das Feuer auf das Waschhaus über, und über das Dach kriechend sprang es auf die Goethe-Eiche. […] Die Eiche brannte die ganze Nacht. Am nächsten Morgen stand nur noch der verrußte und zersplitterte Stamm. […]“

Häftling Nr. 4935

Erschienen im November 1945 in Lublin. Aus dem Polnischen von Wojciech Simson (Zürich).

Ein unbekannter Text aus der Feder von Ludwik Fleck?, in: Neue Zürcher Zeitung, 4.11.2006

Foto: PR

 

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