Närrische Tage

Mit und ohne Karneval

Närrische Tage

Morgen, am Donnerstag, hätte sich es Schorschla wie seit Jahren eine etwas ältere Krawatte um den Hals gebunden. Er wäre dann ganz locker und vergnügt ins Büro einmarschiert und hätte es mit einem überraschten „Um Himmels Willen“ kommentiert, wenn ihm die Sekretärin die schmale Stoffzier mittels einer Schere entzwei geschnitten hatte. Es Schorschla hat an dieser Stelle übrigens bewusst auf ein Sternchen in der Berufsbezeichnung verzichtet, denn Männer tun so etwas nicht. Zumindest nicht im Schorschla-Büro. Altweiberfasching ermöglicht diesen im Grunde schon etwas bescheuerten Brauch, aber so ist das halt zum Höhepunkt der fünften Jahreszeit. Die in diesem Jahr ausfällt, keine Umzüge, keine Verkleidungen, kein Rosenmontagsball, lediglich ein paar virtuelle Büttenreden, ja selbst in Memmelsdorf, der Faschingshochburg im WOBLA-Land, wurde dieser Tage ein Video mit verschiedenen Tänzen, Reden und Sketchen im Netz gesichtet. 

Aber das ist natürlich nur ein ganz schwacher Trost, Karneval lebt vom Kontakt und Kennenlernen und ist auf Distanz und scharfen Hygieneregeln einfach nicht zu feiern. 

Was wäre aber, wenn die großen Karnevalsvereine im Lande einfach geflüchtet wären. Statt in Düsseldorf, Mainz oder Köln nach Budapest, Prag oder Stockholm – nur um drei bekannte Städte zu nennen, gefahren wären, und dort für Stimmung gesorgt hätten? Unmöglich, meinen Sie. Unverantwortlich, fast schon asozial. 

Wie es Schorschla überhaupt auf eine solch idiotische Idee kommen kann, fragen Sie sich – eventuell mit etwas Wut im Bauch. Die Antwort ist einfach. Die Fußballer machen es doch aktuell genauso. Nachdem sich Leipzig über das Traumlos Liverpool in der Championsleague sehr gefreut hat, kam die Hiobsbotschaft. Einreiseverbot von der Insel, auch für Jürgen Klopp und seine Jungs. Das Spiel werde dann 0:3 für die Reds gewertet, Kollektivschuld für Deutschland. Dann fliegen halt die Leipziger nach Liverpool, war die erste Idee der Sachsen. Geht auch nicht. So ein Mist, dachte sich da die UEFA und griff anschließend ganz tief in die Trickkiste. Die Red-Bull-Truppe und der englische Meister fliegen mit ihrem kompletten Tross jetzt nach Budapest und spielen dort ihre Achtelfinalbegegnung. 

Was für ein Irrsinn, Lobbyarbeit, die an Hirn- und Verantwortungslosigkeit kaum mehr zu überbieten ist. Und damit nicht genug. Auch Gladbach fliegt in die ungarische Hauptstadt, Hoffenheim ins spanische Villarreal. Grund für die Verlegung sind die derzeitigen Beschränkungen für Einreisende aus Ländern, in denen die Coronavirus-Mutation B.1.1.7 verbreitet ist. In Ungarn gelten zwar ebenfalls strenge Einreisebestimmungen, für Profisportler sind jedoch Ausnahmen vorgesehen. 

Das Land wird vom Robert Koch-Institut (RKI) (noch) nicht als Virusvariantengebiet eingestuft, in dem die infektiöseren Mutanten von Sars-CoV-2 vorherrschen, wohl aber als Risikogebiet mit gefährlich hoher Inzidenz. Außerdem gilt in Ungarn weiterhin der Corona-Notstand, der Ende Januar um 90 Tage verlängert wurde. 

Dafür steht der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán seit Monaten in der Kritik, die umfassenden Sondervollmachten im Notstand rücken Ungarn in die Nähe einer Diktatur. Aber egal, der Rasen im Stadion ist zumindest perfekt gepflegt und es sind ja echt schöne, spannende Begegnungen, die man aufgrund des engen Spielplans nicht verlegen kann, kommentiert die UEFA. Ein Armutszeugnis der Millionenclubs, eine Demonstration der Überheblichkeit aus den Büroetagen der internationalen Fußballverbände. 

Den Deutsche Meister zog es da schon in wärmere Gefilde, nach Katar zur Club-WM. Am Montag gewannen die Münchner 2:0 gegen Al Ahly und qualifizierten sich fürs Finale gegen ein mexikanisches Ausnahmeteam, dessen Namen es Schorschla leider vergessen hat. Über die problematische Menschenrechtslage in Katar wurde an der Säbener Straße schon im Vorfeld Stillschweigen vereinbart, es ist ja nicht Sache der Sportler, politische Kommentare abzugeben. Heißt es dann so schön. Gerade, weil ja die Scheichs auch als Gastgeber der nächsten Fußballweltmeisterschaften von der FIFA auserkoren wurden. Schon ohne Corona ein fragwürdiger Deal. Aber wir Leben halt in närrischen Zeiten. Mit oder ohne Karneval!

PS: Die Meinung vom Schorschla muss nicht immer mit der der Redaktion übereinstimmen.      

Wer möchte es Schorschla hören? Hier gehts zum Podcast

 

Bamberg aus einer ganz neuen Perspektive erleben!

Auf unserer mobilen Webseite haben wir ein kleines Schmankerl für Sie.
Besuchen Sie uns über Ihr Handy und erleben Sie Bamberg auf eine völlig neue Art.

Öffnungszeiten

Geschäftsstelle

Aktuelle Erreichbarkeit des WOBLA-Teams:

Wir sind für private Kleinanzeigen Montag von 9.00 bis 14.00 Uhr sowie Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 9.00 bis 12.00 Uhr telefonisch unter 0951/966990 direkt erreichbar. Außerhalb dieser Zeiten sprechen Sie bitte auf unseren AB, wir rufen gerne zurück! Alternativ können Sie uns auch ein Mail an info@wobla.net senden.

Geschäftskunden: Unser Team der Mediaberaterinnen Petra Billhardt (0951/9669922), Karin Rosenberger (0951/9669924) und Daniela Kager (0951/9669923) berät Sie gerne von Montag bis Freitag zwischen 8.00 Uhr und 17.00 Uhr individuell und kompetent zu Ihren Anzeigen und Beilagen im WOBLA.