Mich bremst niemand aus

Interview mit Johannes Grasser

„Mich bremst niemand aus“

Das Interview zur 3. Bamberger Inklusionsmesse mit Buchautor und Sprecher Johnny Grasser

Seit seiner Geburt hat Johannes Grasser aus Bamberg eine Tetraspastik mit vor allem Lähmungen in den Beinen. Eine Behinderung, die ihn eigentlich an den Rollstuhl fesseln und Sport fast unmöglich machen sollte. Trotzdem treibt er täglich mehrere Stunden Sport und unternahm vor einigen Jahren beispielsweise eine Klettertour auf dem Zuckerhut in Brasilien. Auch als Buchautor oder Sprecher ist Johannes Grasser unterwegs. Mit einem seiner Vorträge nimmt er am 10. Mai an der Inklusionsmesse von goolkids teil und spricht über sein Leben oder darüber, wie man mit Rückschlägen umgeht. 

Herr Grasser, Sie als gebürtiger Bamberger – wie behindertenfreundlich ist die Stadt? Was läuft gut? Wo gibt es Besserungsbedarf?

Johannes Grasser: Ich bin vor 15 Jahren aus Bamberg zum Studium weggezogen. Nach wie vor nehme ich die Stadt aber immer noch als sehr schön, froh und offen wahr. Was mir aber auch immer wieder auffällt: Die Grundvoraussetzungen für Bamberg, behindertenfreundlich zu sein, vor allem in der Altstadt, sind schwierig. Das ganze Kopfsteinpflaster macht es zum Beispiel Rollstühlen schwer. Auch hinsichtlich von Barrierefreiheit müsste noch einiges geändert werden. Aber es hat sich auch schon einiges getan in den letzten Jahren. Zum Beispiel gibt es in der Fußgängerzone Fahrstreifen ohne Kopfsteinpflaster. Nun könnte man in einem nächsten Schritt vielleicht über einige weitere Rampen an Eingängen nachdenken. Solche kann man zum Beispiel aus Legosteinen schnell aufbauen. Die sind stabil, rutschfest und man muss nicht ewig Anträge stellen, um sie einzusetzen.

Wie schätzen Sie den Einsatz für Inklusion des Förderkreises goolkids ein?

goolkids steht für Etwas, das ich mir schon lange für das gesamte Land wünsche: Inklusion ist nichts, wofür man viel Aufwand, Kapital oder Ressourcen benötigt. Das sind übrigens auch Dinge, von denen sich Sportvereine aus Sorge, Inklusion könne andere Abteilungen beeinträchtigen, oft von inklusiven Angeboten abhalten lassen. Aber ich sehe das anders. Inklusion hat ein riesiges Potenzial und ich hoffe, dass sich andere Vereine, Organisationen oder auch Städte am Arbeiten von goolkids ein Beispiel nehmen.

Der Förderkreis goolkids schafft Inklusion durch sportliche Angebote – welche Rolle spielt Sport in Ihrem Leben zurzeit? Vor einigen Jahren haben Sie ja etwa den Zuckerhut in Rio de Janeiro erklommen.

Derzeit gibt es weitere Projekte. Mitte April habe ich in Köln an einem Hyrox, das ist ein Indoor-Fitness-Wettbewerb, teilgenommen. Und im Herbst, auch wenn das vielleicht noch eine Schnapsidee ist, laufe ich vielleicht beim Marathon in Berlin mit. Mal schauen, was daraus wird. Generell hat Sport aber einen der größten Impacts, wenn es darum geht, Diversität oder Inklusion umzusetzen. Denn sehr viele Menschen machen sehr gerne Sport und im Sport und durch den Sport hat man einen großen gesellschaftlichen Hebel zu dieser Umsetzung. Inklusion kann dabei nämlich beiläufig entstehen, was fast das Wichtigste dabei ist. Man sollte sie nicht an die große Glocke hängen müssen, sondern sie sollte natürlich passieren. Das heißt: Das Beste, das passieren kann, ist, dass wir Inklusion nicht mehr brauchen. Und ein sehr schneller Weg dorthin ist Sport.

Wie werden Sie sich dem Thema der Inklusion in Ihrem Vortrag auf der Inklusionsmesse nähern?

Mein Vortrag wird eine Mischung aus einer Beschreibung meines Lebens sein, sozusagen als Leitfaden, auch geht es darum, wie man mit Rückschlägen umgeht, welche Rolle Sport dabei spielt und wie man Motivation findet. Auch über Inklusion werde ich sprechen, unter dem Gesichtspunkt, dass sie nicht immer so genannt werden muss. Denn, wie gesagt, kann sie einfach passieren, wenn man offen und vorurteilsfrei miteinander umgeht.

Haben Sie eine Botschaft für Menschen, die sich in einer ähnlichen körperlichen Situation befinden wie Sie?

Ich würde sagen, einer der Sätze, der bei mir sehr gut passt, ist: Geht nicht, gibt’s für mich nicht. Oder: Behinderung ist eine Baustelle auf der Autobahn, aber kein Stoppschild für den Sport. Das sind aber Einstellungen, die man sich erstmal erarbeiten muss. Auch darauf zielt mein Vortrag ab.

Was erhoffen Sie sich von Ihrer Teilnahme an der 3. Bamberger Inklusionsmesse?

Ich hoffe, dass ich einen Beitrag dazu leisten kann, dass in Zukunft Inklusion als Wort nicht mehr gebraucht wird, weil sie einfach als normal dazugehört.

Vor einigen Jahren haben Sie das Buch „Mich bremst niemand aus“ veröffentlicht – arbeiten Sie bereits an einem Nachfolger?

Stand heute nicht, aber man soll niemals nie sagen. Woran ich aber gerade arbeite, ist ein Dokumentarfilm über mein Leben, mit dem Highlight Rio, der im Herbst in die Kinos kommen soll. Für die Finanzierung des Films habe ich auch eine Crowdfunding-Kampagne gestartet – und ich bin froh über jede Unterstützung dabei.

Zum Foto: Johannes Grasser

Foto: privat

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