Cash only?
Wer den Penny nicht ehrt …
Brauchen wir noch Bargeld? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Es Schorschla ist dabei eher auf der traditionellen Seite unterwegs und schätzt es sehr, noch ein paar Scheinchen oder Münzen mit sich herumzutragen. Natürlich in Ergänzung zur Bank- oder Kreditkarte, die aus dem täglichen Zahlungsverkehr noch viel schwerer wegzudenken sind als das doch gerade in Deutschland immer noch sehr beliebte Bargeld.
Touristen aus Skandinavien oder den USA sehen das ganz anders. Sie wundern sich über kleine Schilder in Cafés oder Geschäften mit der Aufschrift „Cash only!“ Das sei doch ein Symbol des Rückschritts. Und ja: Bargeld verliert tatsächlich zunehmend an Bedeutung. Wie das Kölner Handelsforschungsinstitut EHI Retail Institute berichtet, wird inzwischen doppelt so viel mit Karte bezahlt wie noch vor fünf Jahren. Es Schorschla hat auch aktuelle Zahlen: 239 Mal kauften die Bürgerinnen und Bürger im vergangenen Jahr etwas ein – bei 44 Prozent wurde die EC- oder Kreditkarte gezückt, Bargeld hat mit 34 Prozent etwas den Anschluss verloren. Doch rechnet man alle Transaktionen ein – also zum Beispiel auch den Einkauf beim Bäcker – bleibt das Bargeld mit insgesamt 55 Prozent Anteil die beliebteste Zahlart.
Jeder solle selbst entscheiden können, wie er bei Geschäften des Alltags bezahlt, beteuern CDU/CSU und SPD im neuen Koalitionsvertrag. Man wolle Bargeld als „gängige Zahlungsform erhalten“. Im dritten Satz heißt es aber: „Wir (...) wollen, dass grundsätzlich Bargeld und mindestens eine digitale Zahlungsoption schrittweise angeboten werden.“ Die Betonung liegt dabei auf dem „und“. Das kommt einer Pflicht zur Kartenoption gleich.
Thomas Geppert, Bayernchef des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga erklärt: „Wir brauchen keinen Gesetzgeber, der den Leuten sagt, was für sie die beste Lösung ist.“ Schätzungsweise 30 Prozent der Verbandsmitglieder würden aus guten Gründen keine Kartenzahlung anbieten. Ulrich Binnebößel, Sprecher des Handelsverbands Deutschland (HDE), ergänzt: „Den Trend zur Kartenzahlung sehen wir eh seit Jahren. Der stationäre Handel ist schon fast vollständig mit Kartenzahlungen ausgerüstet. Der Händler ist gut beraten, wenn er beides anbietet. Das zeigen Auswertungen zur Kundenzufriedenheit.“
Geht es nach den Finanzämtern, würde wohl eine Option genügen. 16 Milliarden Euro, schreibt die Deutsche Steuergewerkschaft, würden dem Bund wegen Steuerhinterziehung in bargeldintensiven Geschäften flöten gehen. Der SPD-Finanzpolitiker Michael Schrodi etwa macht sich auch dafür stark, alle Kassen verpflichtend registrieren zu lassen. „Die Zeit der offenen Ladenkassen muss vorbei sein“, sagte er kürzlich der Welt am Sonntag.
Blicken wir auch hier mal wieder nach Übersee. Nach mehr als 230 Jahren verzichten die USA zukünftig auf den Penny. Ab kommendem Jahr sollen keine neuen Ein-Cent-Münzen mehr in Umlauf kommen. Fürs Bezahlen von „krummen Beträgen“ wird auf oder abgerundet. Die Abschaffung der kleinsten US-Münze aus Zink und Kupfer wird übrigens von Republikanern und Demokraten gleichermaßen getragen und insbesondere mit den Kosten der Herstellung begründet. Diese sind in den vergangenen zehn Jahren von 1,3 Cent pro Münze auf 3,69 Cent gestiegen. Die Abschaffung soll jährlich 56 Millionen Dollar sparen.
Übrigens: Auch im Euroraum ist die Ein-Cent-Münze umstritten, einige Staaten wie Finnland haben sie faktisch abgeschafft. Im März 2025 sprach sich das Nationale Bargeldforum dafür aus, bei Barzahlungen in Deutschland auf die nächsten fünf Eurocent auf- oder abzurunden. Damit würden dann auch Zwei-Cent-Münzen unnötig werden.