Bertram Felix im Interview
„Unserem Schutzpatron gehört ein besonderer und persönlicher Dank“
Im WOBLA-Interview: Finanzreferent Bertram Felix
An die verhüllte Klosterkirche St. Michael haben die Bamberger sich längst gewöhnt. Seit nunmehr 13 Jahren ist dieses Bauwerk inzwischen für Besucher gesperrt, im kommenden Jahr wartet die feierliche Eröffnung auf Gäste aus nah und fern. Denn eines ist schon jetzt sicher: Bei dieser Sanierung wurde mit der Unterstützung unterschiedlichster Finanzgeber Handwerkskunst auf höchstem Niveau eingesetzt. Mit dem Ergebnis, dass St. Michael ab 2026 schnell zu einem weiteren Besuchermagneten für die Welterbestadt Bamberg avancieren wird. Im WOBLA-Interview gab Finanzreferent Bertram Felix Einblicke in die besonderen Herausforderungen dieses Projekts und blickte mit viel Vorfreude auf die bevorstehenden Etappen der großen Eröffnung.
WOBLA: Seit dem Jahr 2012 ist die Sanierung von St. Michael untrennbar mit Ihrer Person verbunden. Damals war Christian Wulf noch Bundespräsident.
Bertram Felix: Eigentlich sind wir ja noch viel länger am Michelsberg tätig - schon seit dem Jahr 2009. Es hat angefangen mit dem Investitionsprogramm für die nationalen Unesco-Welterbestätten, wo wir schon die ersten Millionen bekommen hatten für 15 Teilprojekte, die wir dann auch tatsächlich bis 2015 realisieren konnten. Dazu gehörten Teile der Fassade an den Wirtschaftsgebäuden, die Villa Schröppel sowie einige Stützmauern. Die Voruntersuchungen an der Kirche haben uns dann später sehr weiterhelfen können.
Dann kam dieser Tag im November 2012 …
Ich nenne diesen Moment immer wieder „den Stein des Anstoßes“. Als damals ein zwei Kilogramm schwerer Putzbrocken aus der Decke fiel und ein zwei Zentimeter tiefes Loch in eine schwere Eichenholzkirchenbank schlug, wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Wäre an dieser Stelle ein Mensch gesessen, will man sich gar nicht ausmalen, was hätte passieren können. Wir haben daraufhin sofort ein Statikbüro beauftragt, um die Standsicherheit der Kirche überprüfen zu lassen. Mit dem Ergebnis, dass St. Michael sofort geschlossen werden musste.
Für viele Bamberger eigentlich eine unfassbare Situation.
Das ist richtig. Man kann ja mit Fug und Recht behaupten, dass tatsächlich eine ganze Generation diese wunderbare Kirche noch nie von innen gesehen hat.
Was sich im kommenden Jahr aber ändern wird. Gottseidank. Können Sie die Meilensteine der Renovierung in einigen Sätzen zusammenfassen?
Das ist aufgrund der umfangreichen, ja manchmal fast unglaublichen Herausforderungen, kaum möglich. Dieses Projekt könnte Bücher füllen. Aber natürlich ging es erst einmal darum, die Standsicherheit der Kirche zu gewährleisten und diese zu sichern.
Als Finanzreferent der Stadt hatten Sie neben der Organisation der unterschiedlichsten Gewerke vor allem die Finanzierung dieser „Jahrhundertbaustelle“ sicherzustellen. Aktuell spricht man von rund 80 Millionen Euro für das Gesamtprojekt. Ist das die richtige Größenordnung und aus welchen Töpfen setzt sich diese Summe zusammen?
Das komplette „Who is Who“ der Denkmalpflege hat sich an diesem Projekt beteiligt: Der Bund mit der Beauftragten für Kultur und Medien, das Land Bayern mit dem Entschädigungsfonds, die Städtebauförderung, die Oberfranken-Stiftung, die Bayerische Landesstiftung, die Weltkulturerbe-Stiftung Bamberg, die Stadt Bamberg, aber auch die Bürgerspitalstiftung mit eigenen Mitteln. An dieser Stelle möchte ich mich neben vielen anderen auch bei unserem Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz ganz herzlich bedanken, der über die vielen Jahre immer wieder eine ganz zentrale Rolle bei der Organisation von Fördergeldern eingenommen hat. Das erste Paket umfasste 13,5 Millionen Euro und ermöglichte innerhalb von drei Jahren die statische Sicherung der Kirche – die durchaus vorhandene Einsturzgefahr dieses Wahrzeichens war damit gebannt.
Und dann ging es an die Details …
Ja, es standen ja noch zwei weitere große Bauabschnitte aus, nämlich die Außenhülle der Kirche und die Innenraumschale. 2019 wussten wir erstmal für einen Moment nicht, wie es weitergehen sollte. Denn für die weitere Sanierung standen noch deutlich größere Summen im Raum. Und auch da sind der Bund, aber auch die Oberfrankenstiftung, eingesprungen und haben mit teils unkonventionellen Unterstützungen den Fortschritt dieses außergewöhnlichen Projekts gesichert.
Können Sie dafür Beispiele nennen?
Nehmen wir nur das riesige Gerüst. Dieses hätte eigentlich nach dem ersten Bauabschnitt wieder abgebaut werden müssen, um dann ein Jahr später wieder aufgebaut zu werden. In diesem Moment hat die Oberfrankenstiftung uns mitgeteilt, dass das Gerüst stehen bleiben kann und 80 Prozent der Kosten übernommen werden – wir sprechen da von 4,6 Millionen Euro für die Jahre 2020 bis 2025. Aber nicht nur finanziell, auch für den Zeitablauf war dies eine Sternstunde. Auch Herr Schwarz kam dann noch einmal entscheidend ins Spiel, denn aus Berlin wurde das Signal gesendet, dass man verhindern wolle, dass St. Michael alle paar Jahre einige Millionen brauchen würde. So wurde nach einer Gesamtsumme für die Sanierung gefragt. Man kam auf eine Summe von 50 Millionen Euro für die gesamte Klosteranlage und konnte unter Ausschöpfung aller Förderungen und Geldgeber eine Finanzierung von 90 Prozent festschreiben – für die Stiftung blieben lediglich fünf Millionen Euro Eigenanteil.
Die Basis für höchste Qualität bei der Sanierung.
Genau. Was in den vergangenen Jahren an und hinter der Fassade von St. Michael geleistet wurde, kann man hier nicht mit kurzen Worten beschreiben. Das muss man mit eigenen Augen sehen, sich Zeit nehmen für Details und in Führungen von Fachleuten erklären lassen. Aber dafür ist nach der feierlichen Eröffnung im Frühjahr 2026 noch viel Zeit. Ein bisschen müssen Sie uns aber schon jetzt verraten.
Auf was dürfen sich die Bamberger schon jetzt freuen?
Wir haben ja vor wenigen Tagen eine originalgetreue Nachbildung unseres Schutzpatrons, des Erzengels St. Michael, wieder an der Fassade platziert. Das Original steht ebenfalls bestens saniert in unserem Stiftungsladen. Dem Schutzpatron gehört auch ein besonderer und persönlicher Dank, denn – toi, toi, toi – wir hatten bislang und hoffentlich bis zum Ende aller Bauarbeiten keinen schwereren Unfall zu beklagen. Es hat schon jemand seine Hand schützend darüber gehalten, da bin ich mir ganz sicher. Als nächstes werden Mitte Juli sechs neue Glocken, welche in einem traditionellen Verfahren im vergangenen Jahr gegossen wurden, in die Türme gesetzt. Zuvor haben die Bamberger die einmalige Chance, diese Kunstwerke aus aller Nähe zu begutachten und sich auch von der Qualität dieser Handwerkskunst ein eigenes Bild zu machen. Und dann ist da ja noch der wunderbare Himmelsgarten. Hierzu nur so viel: Dieses ikonische Deckengemälde wird alle Besucher der Klosterkirche faszinieren. Denn wir konnten eine historische Version der Bemalung rekonstruieren und noch einige bislang verborgene Heilkräuter und -pflanzen entdecken. Ja, diese Sanierung ist schon etwas Besonderes, nicht nur für Bamberg sondern weit darüber hinaus. Nicht umsonst hatten wir immer wieder Besuch von Expertenteams aus aller Herren Länder, die sich vor Ort von der Qualität und den Herausforderungen der einzelnen Gewerke ein persönliches Bild machen wollten.
Eine letzte Frage: Seit den ersten Tagen dieses Projekts ist die Koordination der unterschiedlichsten Arbeiten eine persönliche Herzensangelegenheit für Sie. Nahezu täglich machen Sie sich ein Bild vor Ort und optimieren Abläufe. Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, was Sie nach der Eröffnung von St. Michael mit der neu gewonnen Freizeit machen werden?
Das wird gar nicht so schwer. Denn glauben Sie mir, als Finanzreferent der Stadt Bamberg geht einem die Arbeit nie wirklich aus.
Zum Foto: Letzte Handgriffe an der originalgetreuen Nachbildung des Erzengels und Schutzpatrons St. Michael.
Foto: Lara Müller, Bürgerspitalstiftung Bamberg