Wohnen wo andere Urlaub machen
Bamberg ist einfach zauberhaft
Da freute sich unser Märchenpräsident, nein, Entschuldigung, Ministerpräsident Markus Söder aber wie Bolle. Am Wochenende hat die Unesco in Paris nach mehreren vergeblichen Anläufen – endlich – die königlichen Prachtbauten Schloss Neuschwanstein, Schloss Herrenchiemsee, Schloss Linderhof und das Königshaus am Schachen zum Weltkulturerbe erklärt. „Für unsere Märchenschlösser wird ein Märchen wahr“, jubelte Söder nach der Entscheidung. Die Königsschlösser seien ein Besuchermagnet für Menschen aus aller Welt, und Neuschwanstein „ist Bayerns Wahrzeichen schlechthin“. Es verbinde große Kunst und Kultur „und auch ein bisschen Kitsch und Klischee“.
Weltweit gab es nach Angaben der Deutschen Unesco-Kommission vor der diesjährigen Sitzung 1223 Welterbestätten in 168 Ländern, in Deutschland beachtliche 54 Welterbestätten, darunter die Altstädte von Stralsund und Wismar, der Kölner Dom, das Wattenmeer und die römischen Grenzanlagen des Limes. Und natürlich den absoluten Schorschla-Favoriten, das einmalige, unfassbar schöne, liebliche, wunderbare und unverwechselbare Bamberg.
Bereits vor gut 30 Jahren, genauer gesagt im Jahr 1993, erhielt die Bamberger Altstadt die begehrte UNESCO-Auszeichnung. „Bamberg repräsentiert in einzigartiger Weise die auf einer frühmittelalterlichen Grundstruktur entwickelte mitteleuropäische Stadt.
Das Bamberger Weltkulturerbe verteilt sich auf drei Stadtteile: die Bergstadt, die Inselstadt und die Gärtnerstadt – eine einzigartige Mischung historischer Stadtstrukturen, jede mit eigenem Charakter, der sich durch die Jahrhunderte erhalten hat“, hieß es in der Begründung.
Das Welterbe-Siegel ist zwar nicht mit einer finanziellen Förderung verbunden, erhöht aber die weltweite Bekanntheit und das Ansehen der ausgezeichneten Kulturstätten, was natürlich dem Tourismus zugutekommt. Mit allen Sonnen- und Schattenseiten. Zudem verpflichtet sich der Staat, die Welterbestätten langfristig zu erhalten und zu schützen und der Unesco darüber regelmäßig Bericht zu erstatten.
Es Schorschla ist übrigens der Meinung, dass die Prunkbauten König Ludwigs II. (1845-1886) in der idyllischen oberbayerischen Umgebung diese Auszeichnung auch längst verdient haben. Sie sind seit nahezu 140 Jahren Touristenmagneten, allein Schloss Neuschwanstein lockte im vergangenen Jahr über 1,7 Millionen Besucher aus aller Welt nach Bayern.
„Die Aufnahme der Schlösser in die Welterbeliste ist eine herausragende Würdigung dieser eindrucksvollen Orte“, sagte die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer. „Sie sind allesamt architektonische Meisterwerke und zeugen von der künstlerischen Vorstellungskraft, aber auch der Exzentrik des Märchenkönigs.“
Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichteten Königsschlösser sollen den Eindruck historischer Bauten, Mittelalter-Träume und Fantasien erwecken. Schloss Neuschwanstein etwa wurde wie eine mittelalterliche Ritterburg erbaut und Schloss Herrenchiemsee nach dem Vorbild von Versailles errichtet. Tatsächlich handelt es sich bei den imposanten Schlössern aber um für ihre Zeit moderne Bauwerke. „Gebaute Träume“ betitelte die Bayerische Schlösserverwaltung die Welterbe-Bewerbung.
Gebaute Träume finden die Gäste natürlich auch in Bamberg. Und die Besucherscharen werden auch hier in Franken von den Einheimischen skeptisch beäugt. Irgendwie ist man ja stolz, dass Gäste aus nah und fern Bamberg lieben und genießen. Aber trotzdem möchte man seine geliebte Heimat halt auch nicht mit jedermann teilen. In diesem touristischen Spannungsfeld sollten wir uns bei einem Seidla, einem Schoppen oder auch einem Glas stillem Wasser entspannt im Bierkeller oder der Szenekneipe zurücklehnen und uns freuen, dass wir dort wohnen dürfen, wo andere Urlaub machen. Einfach zauberhaft, oder?