Bamberg bei Nacht
Bamberg bei Nacht
BAM:Talk – Der Podcast zum Wirtschaftsstandort Bamberg mit Michaela Reimann und Lennart Peters
Von Michaela Reimann
Es gibt sie zum Glück immer noch in Bamberg: Die Bars, Diskotheken und Clubs, in denen man bis zum frühen Morgen feiern kann. Denn ein pulsierendes Nachtleben ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, um gut ausgebildete Fachkräfte in der Stadt zu halten. Aber wie bewerten die Clubbetreiber, die Nachtschwärmer und die Musikexperten die Lage in der Stadt?
Darüber haben wir in unserem Podcast mit zwei Menschen gesprochen, die es wissen müssen: mit Mirja Mohr, seit sechs Jahren Mitinhaberin des Live-Clubs und mit Hobby-DJ Bernd Deschauer, der als City-of-Pop-Bürgermeister des „Zündfunk“ eine feste Größe für coole Beats in der Stadt ist. Beide haben sich vor über zehn Jahren im Live-Club kennengelernt, und in ihren Studienzeiten schon die Jobs an Theke, Garderobe, Büro und Mischpult ausprobiert. Beide schätzen am Live-Club ein gemischtes Publikum, das bei den Studierenden beginnt, die jungen Arbeitnehmer umfasst und bis hin zu den Best Agern reicht. Touristen tanzen dort ebenso leidenschaftlich wie die Bambergerinnen und Bamberger selbst. „Das sichert viele Gäste und eine schöne Atmosphäre“, beschreibt Mirja Mohr ihre Perspektive. DJ Bernd Deschauer schätzt die Herausforderungen eines gemischten Publikums beim Auflegen, denn es gilt, ein Thema konsequent zu bespielen, und trotzdem flexibel genug auf die jeweiligen Bedürfnisse einzugehen. Etwas, das Deschauer seit fünfzehn Jahren perfektioniert hat. Sorgen bereitet ihm aber, dass die Wirkungsflächen dafür immer weniger werden. Das in den letzten Jahren um sich greifende Club- und Kneipensterben hat, so beobachtet er, einige Ursachen. Dazu gehören schmale Fördertöpfe, das diszipliniertere Ausgehverhalten der jungen Zielgruppen und die häufigen Anwohnerbeschwerden über Lärm in der Innenstadt. Alles Faktoren, die nicht leicht zu ändern sind. Mirja Mohr legt sehr viel Wert auf einen intensiven Kontakt zur Nachbarschaft in der Sandstraße und die konsequente Beachtung aller Auflagen und Lärmschutzvorschriften im Club. „Was innen stattfindet, dringt kaum nach draußen“, erläutert sie. „Die Menschen, die bei uns feiern, sind nicht das Problem“, sagt Mohr. „Das Problem sind diejenigen, die in Gruppen durch die Innenstadt ziehen mit der Bierflasche in der Hand“, fasst Deschauer die Situation zusammen. Gruppen, die nicht konsumieren, aber für eine massive Lärmbelästigung sorgen. Und nebenbei das Image der Club- und Gastroszene beschädigen. Mirja Mohr hat gute Erfahrungen gemacht mit den Gästen, die sich vor dem Club ins Straßencafé setzen, sich unterhalten, gemeinsam fröhlich sind. “Deshalb wünschen wir uns eine Ausweitung der Sperrstunde für die Freischankflächen“, sagt sie. „Denn wer möchte in den lauen Sommernächten schon um 22.00 Uhr nach drinnen umziehen?“ fragt sie rhetorisch. Das ist ihr großes Anliegen an die Stadt: dass die Freischankflächen bis Mitternacht bespielt werden dürfen und es sich damit wirtschaftlich für sie wieder lohnt. Bernd Deschauer hat beobachtet, dass viele Menschen gerne in der Innenstadt wohnen und den Trubel tagsüber genießen, nachts aber schneller als früher zum Telefonhörer greifen, um sich über Lärm zu beschweren. „Ich wünsche mir dagegen Bestandsschutz für langjährige Clubs und Spielstätten wie in Salzburg“ sagt er. Eine echte Alternative ohne Lärm könnten auch Silent Discos sein. „Habe ich zwar noch nie ausprobiert, aber auf dem Kontaktfestival war das sehr erfolgreich“, gibt er zu.
Da tun sich im öffentlichen Raum völlig neue Optionen auf, wenn Auflagen für Sicherheit und Brandschutz beachtet werden. Maxplatz, Promenade, Rosengarten und Domplatz – die Stadt der stillen Raver hätte sicher im gesamten Stadtgebiet viele Befürworter. Mohr und Deschauer lieben das, was sie tun und sorgen dafür, dass unterschiedliche Bedürfnisse ausbalanciert werden. Im Club, auf der Tanzfläche, im Straßenbetrieb und in der Nachbarschaft. Denn das Wichtigste ist und bleibt ein gutes Miteinander, finden beide.
BAM:Talk Hören Sie rein in diese spannende Folge und erleben Sie mit Michaela Reimann und Lennart Peters jede Woche interessante Persönlichkeiten im Podcast, die immer ein Stück Bamberger Geschichte erzählen. Persönlich, neu und überraschend.
Zum Foto: Geschäftsführerin und Mitinhaberin Mirja Mohr vom Live-Club (links) im Gespräch mit City-of-Pop Bürgermeister des „Zündfunk“ und Hobby-DJ Bernd Deschauer